GESCHICHTE DER ABTEI VON STAVELOT

CA. 648-650
Sigebert III übergibt eine Charta an Remacle
CA. 648-650

EINE DER ÄLTESTEN MONASTISCHEN STIFTUNGEN BELGIENS

Sigebert III, Merowingerkönig von Austrasien und ältester Sohn des berühmten Dagobert des Ersten, lässt eine Charta erstellen, mit der die Gründung einer Abtei im königlichen Forst von Ardenne genehmigt wird. Sigebert III befolgt den Rat seines Palastmeisters Grimoald und entscheidet, dass diese Abtei aus zwei klösterlichen Gemeinschaften bestehen soll, die beide zusammen vom selben Abt geleitet werden.

CA. 648-650
Retable von Saint Remacle – Bau der Abtei
CA. 648-650

ANKUNFT VON REMACLE, DER AUS DER ABTEI VON LUXEUIL (VOGESEN) IN DEN NORDARDENNEN KOMMT

Als sie in der königlichen Domäne ankommen, nehmen der Mönch Renacle und seine Mitbrüder ihren Wohnsitz an zwei Orten: In Malmedy und im einige Kilometer entfernten Stavelot. Das Tal von Amblève mitten im Wald der Ardennen haben sie mit Bedacht gewählt. In dieser Region, auf der Grenze zwischen zwei Diözesen, gibt es all die natürlichen Ressourcen im Überfluss, deren das Kloster bedarf.

685
Erste Kirche
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ERSTE URKUNDLICHE ERWÄHNUNG EINER KIRCHE

Der Abt Goduin lässt aus Stein eine Kirche errichten und verbringt in diese die sterblichen Überreste von Remacle, der zwischen 671 und 679 verstorben ist. Es entwickelt sich nach und nach ein Kult um die Reliquien des Gründers, der eine wachsende Zahl von Pilgern anlockt.

IX. JAHRHUNDERT
Scriptorium
IX. JAHRHUNDERT

EINE PERIODE DES GLAUBENSEIFERS, DANACH SCHWIERIGE ZEITEN

Die Disziplin bleibt aufrecht und die Domäne vergrößert sich beträchtlich. Stavelot ist eines der Klöster, welche von der Großzügigkeit deutscher Fürsten am meisten profitieren.

Die Mönche von Stavelot folgen der Regel des heiligen Benedikt. Sie sind gebildet und stellen wichtige literarische Werke her, auch solche über das Leben und die Wunder des heiligen Remacle.

Stavelot ist nun zum gewöhnlichen Aufenthaltsort des Abtes geworden.

In der zweiten Hälfte des IX Jahrhunderts verschlechtern sich die Verhältnisse. Es folgt eine lange Reihe von Äbten, die mit der Führung betraut sind, und es kommt zu Rivalitäten zwischen den beiden Kommunen.

881
Flucht der Mönche – Normannische Invasionen
881

INVASIONEN DER NORMANNEN

Die Mönche wurden rechtzeitig gewarnt und konnten sich zusammen mit den Reliquien des hl. Remacle vor den Normannen in Sicherheit bringen. Diese plündern und brandschatzen die Abtei.

938-954
Die Abtei unter Odilon
938-954

ODILON, DER „RESTAURATOR“ VON STAVELOT

Odilon ist ein fortschrittlicher Mönch. Er kommt aus der Abtei von Gorze (Metz) und stellt die Disziplin und die benediktinischen Regeln bei den Schwesterkommunen wieder her. Er lässt die Kirche vergrößern und mit Konventbauten rund um ein Kloster ergänzen.

1020-1048
Wallfahrtskirche von Poppon
1020-1048

POPPON UND DIE GROSSE WALLFAHRTSKIRCHE

Ein zweiter Reformator wird von Kaiser Heinrich II. zum Abt von Stavelot-Malmedy ernannt. Er bekennt sich zu der von Richard de Saint-Vannes (Verdun) begründeten Bewegung. Poppon organisiert das Kloster neu, lässt einen neuen Kreuzgang und eine der gewaltigsten Kirchen des Kaiserreiches bauen. Dieses große und prestigeträchtige Bauwerk hat den Zweck, ein gutes Zusammenleben von Mönchen und Pilgern zu fördern.

XII. JAHRHUNDERT
Der Altaraufsatz von Saint-Remacle
XII. JAHRHUNDERT

DAS GOLDENE ZEITALTER DER ABTEI

Unter der Amtszeit von Wibald und seinem Bruder und Nachfolger Erlebald ist die Abtei von Stavelot eine wohlhabende Einrichtung, viel beachtet von den deutschen Fürsten. Diese vertrauen der Abtei wichtige Aufträge an, besonders in der Diplomatie. Diese beiden Äbte wollen den Glauben und die Verehrung seitens der Mönche und Pilger aufrecht erhalten und lassen dazu großartige Goldschmuckarbeiten als Zierde für die Kirche herstellen.

1220-1245
(Fr) La châsse de saint Remacle
1220-1245

HERSTELLUNG DES PRACHTVOLLEN RELIQUIENSCHREINS DES HL. REMACLE

1499-1546
Die große Kirche nach der Renovierung
1499-1546

DIE ERNEUERUNGSKAMPAGNE DES WILHELM VON MANDERSCHEIDT

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat die Abtei gerade eine längere schwierige Periode hinter sich. Die Erneuerung geschieht unter Wilhelm von Manderscheidt, der wichtige Reformen umsetzt und umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen lässt. In diesem Rahmen lässt er das Kloster von Malmedy neu aufbauen, errichtet ein Schloss auf den Höhen von Stavelot und gibt der Abtei einen neuen Turm am Eingang.

1574
Der Turm der Abtei nach der Renovierung durch Wilhelm von Manderscheidt
1574

DIE GOTISCHE KIRCHE

Ein Großbrand in der Kirche macht den Abbruch eines großen Teiles davon unumgänglich. Die Kirche wird auf demselben Fundament neu errichtet, jedoch im spätgotischen Stil. Die Gesamthöhe des Turmes erreicht 85 m.

XVIII. JAHRHUNDERT
Der gotische Helm des Turms, durch einen Dom ersetzt
XVIII. JAHRHUNDERT

DIE WICHTIGE BAUSTELLE: MODERNISIERUNG DER GEBÄUDE DES KONVENTS

Im Laufe des XVIII. Jahrhunderts werden die Gebäude des Konvents umfassend im klassischen Stil rekonstruiert. Hierbei erhält die Abtei die Erscheinung, die wir noch heute sehen können. Aufgrund von Schäden durch Blitzeinschlag wurde der gotische Helm des Turms durch einen Dom (nach neoklassischem Vorbild) ersetzt.

1794
Im Zusammenhang mit der Revolution wird die Kirche Stein für Stein abgetragen
1794

DAS ENDE DER ABTEI

Einige Jahre nach der französischen Revolution erreichen die Revolutionstruppen das Fürstentum Stavelot-Malmedy. Die Mönche fliehen nach Deutschland, und die Truppen nehmen die wertvollsten Güter mit. Daraufhin werden die Gebäude und die Kirche von Grund auf zerstört. Die verlassenen Reste werden 1798 an zwei Bürger von Stavelot verkauft, die die Kirche als Steinbruch benutzen. Sie wird abgebaut, die Steine verkauft. Es bleibt nur der untere Teil des Turmes am Eingang erhalten.

1951
Das Kloster von Wavreumont
1951

IM 20. JAHRHUNDERT KEHREN DIE MÖNCHE NACH STAVELOT ZURÜCK

Die Abtei Mont-César in Löwen beschließt, das seit der Revolution schlafende klösterliche Leben wiederherzustellen, und gründet dazu auf einem symbolträchtigen Hügel zwischen den beiden Städten des ehemaligen Fürstentums der Abtei im Weiler Wavreumont ein dem Heiligen Remacle gewidmetes Priorat.

1977-2015
Archäologische Fundstätte
1977-2015

ARCHÄOLOGISCHE AUSGRABUNGEN

Die Ausgrabung der Überreste der großen ottonischen Wallfahrtsabtei, neu entdeckte Spuren der ersten Sakralbauten und des alten römischen Kreuzgangs sowie die Qualität der gesammelten Objekte belegen umfassend die große archäologische Bedeutung der Stätte Stavelot.

HEUTE
Die Abtei heute
HEUTE

UMWIDMUNG DER EHEMALIGEN ABTEI

Die Behörden von Wallonien restaurieren die ehemalige Abtei von Stavelot und stufen sie als außergewöhnliches architektonisches Erbe ein. Seit 2002 gibt es in Stavelot mehrere Museen, und sie dient als Rahmen für zahlreiche Kulturveranstaltungen.